Emanuel Mathias

gold/traders, 2012

  • Galerie M2A Dresden, 2013
  • #1
  • Wand #7 44279 ($) / Ausverkauf / 1386 Unzen Gold / 14.10.2010 / Dienstag / 12,28 Teppich MARO

gold/traders, 2012

traders, #1 – #34, 2012

DIA-Projektion, 34 Fotografien, Größe variabel

 

gold, #1 – #9, 2012

9 Fotografien, 75 x 75 cm

 

Goldliveticker (Iphone, App)

Deutscher Akademischer Austauschdienst (DAAD)

Die Fotografien aus der Arbeit gold/traders entstanden auf dem Gold- und Devisenhandelsmarkt von Istanbul, den drittgrößten Börsenplatz für Goldgeschäfte weltweit. Die Arbeit besteht aus einer Bildfolge von 34 Bildern, die die Händler bei ihrer Arbeit zeigen, sowie neun fotografischen Aufnahmen von den Wänden der Gasse, in der der Handel stattfindet. In allen Bildern geht es um das dem Verschwinden geweihte Ritual des real von Menschen ausgeführten Börsenhandels. Die großformatigen Fotografien mit dem Titel „gold“ zeigen die auf den Wänden aufgetragenen Notizen der Händler. Diese dokumentieren vergangene Kaufabschlüsse, bei denen Informationen über Zeitpunkt des Verkaufs, Gewicht des Goldes, Namen des Käufers oder Verkäufers notiert wurden. Die Wände werden in regelmäßigen Abständen weiss gestrichen, so dass es immer wieder zu einer Auslöschung der auf ihnen festgehaltenen Informationen kommt und nur noch die Fotografien von ihnen zeugen. Der zweite Teil mit dem Titel „traders“ zeigt die ritualisierten Gesten der Händler, die in ihrer Arbeit ständig zwischen absoluter Anspannung und Erschöpfung pendeln.Die psychologische Dimension wird über die Kommunikation der Händler durch Mimik und Gestik sichtbar, welche noch mit einem realen Gegenspieler stattfindet. In ihrer sequenzhaften Abfolge kreieren die Fotografien der Händler eine Art Storyboard, in der diese zu Protagonisten einer fiktiven Handlung werden. Dabei wird die fotografische und filmische Lesbarkeit von Bildern verhandelt und die Frage, wie und warum wir als Betrachter zwischen Bildern Bedeutungszusammenhänge herstellen. Ungeachtet seiner physischen Abwesenheit zeigt sich die Präsenz des Goldes in der Einschreibung durch die schriftliche Notiz oder in Form einer Handlung und charakterisiert diese Gasse als einen Ort der Imagination.

Gabriele Muschter

Hoffnung, Sorge, Verheißung - Fotografie als Mittel permanenter Emanzipation, in: Ins Offene - Fotokunst im Osten Deutschlands seit 1990, Mitteldeutscher Verlag Halle/ Saale, 2018

Lebendig bewegt bis fast hektisch geht es in den Bildern der Serie traders von Emanuel Mathias zu, aufgenommen 2011 auf dem Goldmarkt in Istanbul. Man meint die Zurufe der Händler zu hören. Nahe beieinander stehend, reden sie – stark gestikulierend – intensiv werbend auf ihr jeweiliges Gegenüber ein. Die Szenen gleichen sich, sind doch aber jeweils in ihrem konkreten Ausdruck auf unterschiedlichste Weise interessant. Männer dominieren, Frauen sind nicht zu sehen. Alles wirkt wie ein Schauspiel, ist aber authentisches Leben an der Grenze zum Orient, zu einer lebhafteren, extrovertierteren Mentalität – allerdings ohne in der Darstellung exotischen Stereotypen zu gehorchen. Menschlich Vertrautes, Sympathisches mischt sich mit der Faszination, aber auch der Befremdlichkeit eines Überganges zu einen anderen Kulturkreis, zu unvertrauteren Lebensformen und -techniken. Mathias´fotografische Arbeiten sind künstlerische Sublimierungen dieses hoch aktuellen Spannungsfeldes im besten Sinne. Sie eröffnen auf der Höhe der Zeit Möglichkeiten der ästhetischen Versinnbildlichung von Distanz und Nähe, von Konflikt und Chance, von unabsehbaren Entwicklungen, die auf schlichte und plakative Weise nicht fassbar sind.

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Rebecca Wilton

in: Forum Beitrag Camera Austria Nr.120, 2012

„Emanuel Mathias´ filmisch anmutende Sequenzen sind auf dem Goldmarkt von Istanbul entstanden – einem vom Macht- und Männlichkeitsattributen geprägten Ort. Durch seine präzise Beobachtung der Ähnlichkeiten und Abfolgen von Handlungen, Mimiken und Gesten erzeugt Mathias den Charakter einstudierter Choreografien. So entsteht eine bemerkenswerte Symbiose von Strategien der beobachtenden Fotografie und der inszenierenden Regiearbeit.“

 

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